Suchtverhalten

Meine Hände zittern, mein Magen krampft und in meinem Kopf herrscht gähnende Leere. Ja, ich bin verliebt.
Nur, leider, gehören da immer zwei dazu. Wer kennt das nicht? Wir (Männer) lernen eine Frau kennen. Schön wie Morgentau auf frischem Gras (blöder Vergleich, vergesst das), mit Augen in denen ihr euch verlieren könntet und einem Lächeln dass es einem den Atem raubt. Kurz: eine Göttin.
Ihr sagt ihr das auch, sie ist geschmeichelt, der Abend wird schön. Signale und Telefonnummern werden ausgetauscht. Ein behagliches Gefühl nimmt von euch Besitz. Endlich ein (weiblicher) Mensch der euch versteht. In der Nacht könnt ihr kaum schlafen, das Handy mit verkrampftem Griff fest in der Hand, die Knöchel schon ganz weiss und blutentleert. Unausweichlich naht der nächste Morgen. Danach naht das Mittagessen (wenn man das so nennen darf). Dann naht der Abend. Was nicht naht ist der Anruf. Auch am nächsten Tag kein Anruf. Auch kein Rückruf (ihr habt es nicht ausgehalten und angerufen).

Aber warum kommt kein Rückruf? Welches Verhalten veranlasst die Damenwelt Telefonnummern auszutauschen, wenn sie doch nicht auf Anrufe reagieren? Wie weit müssen wir in der Evolutionsgeschichte zurück blättern um das zu verstehen? Ist es das seit Jahrtausenden erlernte Verhaltensmuster des Sammlers? Zugegeben, früher waren es Früchte und Beeren, aber wieso soll sich die Beute in der modernen Zeit nicht geändert haben? Von den Früchten zu den Telefonnummern. Die neue Überlebensstrategie: sammle so viele Telefonnummern wie möglich.

Oder ist es eher das Gefühl, das entsteht, wenn man Komplimente erhält? Soweit mir bekannt ist, sind Frauen sehr empfänglich für solche Dinge. Ich persönlich habe da auch noch keine Resistenzen entwickelt. Es gleicht einer Sucht. Die Damenwelt zieht aus, sich ihre Komplimente abzuholen und im Gegenzug, weil wir sie mit Schönrederei überhäufen, bekommen wir ihre Telefonnummern.
Aber wie bei jeder Sucht, lässt auch hier die Wirkung nach kurzer Zeit nach. Die Spirale dreht sich weiter. Ein Teufelskreis (Hallo Herr Kaiser).

Und was machen wir? Masochistisch wie wir sind, machen wir das Spiel jedes Mal mit. Inclusive aller Begleiterscheinungen wie zitternde Hände, flauer Magen und ein durchgängig leerer Kopf.

Aber ich will die Mauer des "das-haben-wir-immer-schon-so-gemacht,-das-machen-wir-weiter-so" durchbrechen. Ich höre auf damit und rufe der gesamten Männerwelt zu: schließt euch mir an. Seit stark. Kämpft gegen die Sucht, ruft nicht an, quält euch nicht länger.
Moment, hab gerade eine sms bekommen, Sekunde. Ist von dem netten Mädchen vom Wochenende. Bin gleich wieder da, muss nur schnell zurück rufen. Fangt mit dem Boykott schon mal an.
Sch... Sucht.