Buttermilch

Langsam rann der gekühlte, leicht säuerliche, Milchsaft an meinem Gaumen vorbei Richtung Magen. Lecker. Ich war sicher, meinem Körper wieder ein Stück Gesundheit gegeben zu haben. Auf einer euphorischen Welle des Wohlbefindens offenbarte ich mich meiner Kollegin mit den Worten: "Na, du bist doch in der Landwirtschaft aufgewachsen, was hälst du von der leckeren Buttermilch?".
Eine Frage die ich wohl lieber nicht hätte stellen dürfen. Denn das, was als Antwort gedacht war, stellte mein Weltbild in Frage (zumindest mein milchhaft weisses Weltbild). "Buttermilch ist ein Abfallprodukt." kam auch prommt die Antwort. Es zog mir die Beine weg, zum Glück saß ich auf meinem Drehstuhl mit Armlehnen so sicher wie in Abrahams Schoß. "Wa...was?" hörte ich über meine Lippen krabbeln, in Gedanken noch beim Abfallprodukt. Kann es wirklich sein, dass Müll, und das ist doch ein Abfall-Produkt, von der Werbung und der Milchwirtschaft als hochwertiges Molkereierzeugnis dargestellt wird? Trinken wir wirklich Müll? Ist das eine Art umweltgerechte Entsorgung?
Endlich, nach Millisekunden des Entsetzens, kam ich zu mir: "Bist du sicher?", meine Frage stieß auf ein lächelndes Kopfnicken. "Buttermich, oder zumindest der Grundstoff, fällt bei der Buttererzeugung an, den Rest machen Bakterien", ihre Worte kamen freudestrahlend auf mich zu.
Sollte ich jetzt beruhigt sein? Der Schock saß zu tief, ihn zu verarbeiten wird Monate dauern.
Nach einer kurzen Recherche bei wikipedia stand zweifelsfrei fest das keine Gesundheitsgefährdungen von Buttermilch ausgehen. Mein Schock war überwunden. Trotzdem hat mein Körper so viel Adrenalin ausgeschüttet, dass ich eine Woche lang nicht schlafen kann.
Aber warum musste es erst soweit kommen? Angenommen es wäre die Rede von einem hochwertigen Spaltprodukt bei der Butterproduktion, oder von wertvollen Butterfolgeprodukten die Rede gewesen, sicher hätte ich mich wohler gefühlt.
Puh, Glück gehabt Freunde, ich hab's überlebt. Ich werde den Tag an dem ich Buttermich trank, als meinen zweiten Geburtstag feiern.
Hurra, ich lebe noch …